Getreidespeicher Oßmannstedt

Der Getreidespeicher Oßmannstedt ist Sitz und erstes Reallabor des Instituts für Graue Energie. 1939 wurde mit dem Bau begonnen, bis in die 1970er Jahre wurde er als Speicher verwendet. Seit 1990 wurde das Grundstück dem Verfall preisgegeben, bis es im Jahr 2021 den Eigentümer wechselte – seitdem ist wieder Leben auf den alten Wirtschaftshof gekommen.

Geschichte des Ortes

Das Gelände an den Bahngleisen zwischen Erfurt und Halle wurde schon seit jeher landwirtschaftlich genutzt. In den 1920er Jahren errichtete der Eigentümer des benachbarten Bauernhofs auf seinen Feldern die ersten privaten Lagerhallen für den Agrarhandel. 1939 beauftragte die gleichgeschaltete Raiffeisen-Genossenschaft die SUKA-Silobau aus München den heutigen Speicher zu bauen, 1941 konnten die Arbeiten abgeschlossen werden. Als privilegiertes Bauvorhaben mit entsprechenden Baustoffkontingenten ist er eindeutig ein Produkt der Kriegsvorbereitungen der NS-Zeit. Als Genossenschaftsspeicher wurde das Gebäude auch in der DDR intensiv genutzt. Mit dem Bau neuer DDR-Getreidespeicher in den 1970er Jahren, wie in Buttstädt (38.000 Tonnen Nutzlast), erübrigte sich die Nutzung vieler kleinere Speicher. 1990 wurde das Gebäude an einen westdeutschen Investor verkauft und verfiel seitdem. Um 2000 wurde die Lagerhalle abgerissen. In diesem Zustand wurden wir 2020 auf das Objekt aufmerksam und konnten es erwerben.

Unsere Vision

Als Silospeicher – im Kern besteht das Gebäude aus 13 Silozellen mit einer Höhe von je etwa 12 Metern – ist der Speicher ein schwieriges Gebäude. Ohne substanzielle Eingriffe in die Gebäudesubstanz ist er kaum als Ganzes umzubauen. Der der Speicher im Kern ein Speicher bleiben soll, konzentrieren wir uns auf die Nutzung des Kellers als Werkstatt und des Erdgeschosses als Büro mit geringen Eingriffen. Die oberen 5 Geschosse sind zur Besichtigung geöffnet. Daneben bieten der Hof und die ebenfalls auf dem Grundstück befindliche Trafostation Möglichkeiten zu vielfältigen Aktivitäten: Von Vereinsklausuren über Kulturveranstaltungen bis zur experimentellen Baustelle. So ist der aufwendige Umbau des Gebäudes gar nicht unbedingt notwendig! Daneben befindet sich auf dem Grundstück die Brachfläche einer abgerissenen Lagerhalle – langfristig stehen diese als Flächen für umsichtige und nachhaltige Neubauten zur Verfügung.
Das Projekt wird durch den Verein Institut für Graue Energie umgesetzt. Für das Reallabor ist Florian zuständig. Er ist Urbanist und Denkmalpfleger und passionierter Netzwerker. Neben seiner Tätigkeit als Vereinsvorstand promoviert er an der Bauhaus-Universität Weimar.