Graue Energie als Ressource industriell geprägter Regionen

24. und 25. Oktober 2024 | Nudelfabrik, Zeitz

Die Vielzahl von Leerständen in historischen Industrieregionen hat uns 2021 bewogen, den Verein Institut für Graue Energie zu gründen. Nach drei Jahren gemeinsamer Vereinsarbeit nutzen wir die Gelegenheit, ein erstes Zwischenfazit unserer Aktivitäten zu ziehen. Wir möchten unsere Erkenntnisse gemeinsam zur Diskussion stellen, mit anderen Impulsen vernetzen und in einen breiteren Kontext einordnen.

Graue Energie beschreibt die gebundene Energie unserer gebauten Umwelt. Sie erfährt angesichts der Bedeutung des Bausektors zum Erreichen der Klimaschutzziele eine wachsende Aufmerksamkeit. Industriell geprägte Regionen sind einerseits durch den Strukturwandel von Leerstand betroffen – andererseits besitzen sie eine große Menge industrieller Baubestände mit (energetischem) Potential.

Im Rahmen eines Symposiums möchten wir uns den Regionen Grauer Energie aus interdisziplinärer Perspektive nähern und mit engagierten Menschen verschiedene Zugänge der Forschung, Planung und baulichen Erhaltung diskutieren. Dazu zählen historische und bauwirtschaftliche Grundlagen, mögliche Potenziale des Bestandserhalts sowie die Berücksichtigung lokaler Stoffkreisläufe. Nicht zuletzt stehen wir für eine Erweiterung des Verständnisses von Grauer Energie um soziale und kulturelle Belange, die wir gern zum Thema machen möchten.

 

Programm:

DONNERSTAG, 24.10.2024

ab 12:30
Ankommen

13:00
Begrüßung:
Institut für Graue Energie e.V.
Matthias Mahnke (Eigentümer Nudelfabrik Zeitz)
Ines Will (Leiterin Referat wirtschaftliche Entwicklung, Stadt Zeitz)

13:30
Kennenlernrunde

14:00-15:30
Session 1: Industrielles Erbe als Ressource

Die Industrialisierung prägt das Bild von Städten und Gemeinden, wie in Zeitz, wie kaum eine andere historische Epoche. Der wirtschaftliche Aufschwung des 19. und 20. Jahrhunderts führte neben der Erbauung von Produktionsstätten auch zur Entstehung neuer Wohnviertel und wertvoller städtischer Infrastruktur, die bis heute von der gesellschaftlichen Bedeutung bis in alle Lebensbereiche zeugt. 

Dieses Erbe wird in Strukturwandel- und Transformationsprozessen zumeist grundsätzlich hinterfragt – Erhaltung und Erinnerung geraten vielerorts zur Herkulesaufgabe. Welchen Stellenwert die Orte heute noch besitzen, wird jedoch an zahlreichen lokalen und überregionalen Initiativen der Industriekultur deutlich. Sie widmen sich industriell geprägten Orten auf unterschiedlichsten Wegen und werden dabei immer häufiger durch Stadt und Landkreis sowie Land und Bund unterstützt, welche die gesellschaftliche Relevanz des industriellen Erbes als Ressource zunehmend wertschätzen und anerkennen. 

mit:

Fridtjof Florian Dossin (Bauhaus-Universität Weimar)
Einführung und Moderation

Martin Langhof und Janosch Reinhard (IBUG e.V.)
Umnutzung, Vernetzung und Nachnutzung – Die ibug als kultureller Impulsgeber für Industriebrachen

Thomas Fischer (Netzwerk Industriekultur Sachsen-Anhalt)
NIK und die Graue Energie der Industriekultur in Sachsen-Anhalt

Andreas Exler (Stadtrat Zeitz, Historische Drahtseilbahn Zeitz e.V.)
Initiative zur Sicherung der Bescherer-Metallwarenfabrik in Zeitz am Wendischen Berg

Anik Kompalla und Roman Mikhaylov (Stabsstelle Strukturwandel, Regionalplanung & Breitbandausbau des Burgenlandkreises)
Industriekultur und Graue Energie, Überblick in Zeitz und dem Burgenlandkreis

 

15:30
Kaffeepause

16:00-17:30
Session 2: Baulicher Bestand und Graue Energie

Graue Energie beschreibt die Energie zur Gestaltung unserer Umwelt. Besonders die Herstellung von Baustoffen und der Bau von Gebäuden erfordern großen Energieaufwand, der nach der Fertigstellung unsichtbar im Gebäude gebunden ist. Beim Abbruch, der ebenfalls Ressourcen erfordert und Müll produziert, geht diese Energie vielfach verloren. Durch Reparatur, Wiederverwendung und Umnutzung lassen sich Baustoffe und ganze Gebäude und damit auch die Graue Energie erhalten.

Industrielle Bauten enthalten aufgrund moderner Baustoffe, wie Beton, Stahl oder Glas, große Mengen von Energie. Ein Umgang ist nicht immer leicht und um sich diesen Ressourcen zu widmen, sind neue Herangehensweisen erforderlich. Hierzu helfen sowohl Erfahrungen der Denkmalpflege, aber auch entwerferische Zugänge der Architektur und des Bauens im Bestand. Gemeint sind sowohl das Verständnis über historische Baubestände, experimentelle Ansätze der Umnutzung aber auch die Wiederverwendung von Baustoffen im Neubau.

mit:

Paula Keppke (TU Berlin)
Moderation

Mirko Haselroth (wurzelsieben Architekt:innen)
Einführung

Ludwig Geßner (Glasfabrik Leipzig e.V.)
Glas, Fabrik, Cross and fit

Gregor Schneider (Neufert-Bau Weißwasser e.V.)
Der Neufert-Bau in Weißwasser – Strategien der Reaktivierung

Christian Mansfeld (Untere Denkmalschutzbehörde, Stadt Zeitz)
Prophylaktischer Denkmalschutz in Zeitz

Sebastian Dämmler (Industrie.Kultur.Ost)
Der DDR-Industriebau. Vom ressourcenschonenden Bauen zur baulichen Ressource

17:45
Führung durch die Nudelfabrik

18:30
Gemeinsames Nudelkochen

20:15-21:00
Abendsession: Bildvortrag durch Industrie.Kultur.Ost

Ausklang

FREITAG, 25.10.2024

9:30-11:00
Session 3: Entwicklung industriell geprägter Regionen

Gerade die industriell geprägten Regionen Ostdeutschlands stehen durch anhaltende Strukturwandelprozesse, dem demografischen Wandel oder der Klimakrise vor komplexen Zukunftsfragen. Konzepte und Lösungen können daher nur gelingen, wenn sie in größeren Strukturen und Netzwerken gedacht werden. Vor diesem Hintergrund wollen wir verschiedene Ebenen der Regionalentwicklung in den Blick nehmen. Graue Energie kann hier auch als soziale und gesellschaftliche Ressource für die Entwicklung von Regionen begriffen werden. 

Vorgestellt werden Projekteinblicke des Instituts für Neue Industriekultur INIK GmbH zu regionalen und kommunalen Entwicklungsstrategien in der Lausitz und in Thüringen. Aus dem Netzwerk der Neulandgewinner*innen werden Beweggründe und Erfahrungswerte aus der Arbeit der Akteur:innen im ländlichen Raum dargelegt. Darüber hinaus hören wir einen Beitrag aus der LEADER-Region »Land des Roten Porphyr« zu Ideen und Fördermöglichkeiten der Regionalentwicklung in Sachsen.

mit:

Carolin Schmidt (TU Berlin)
Moderation

Leo Bockelmann (Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei)
Einführung

Ilke Schulz (LEADER-Management »Land des roten Porphyr«)
Möglichkeiten, Chancen und Grenzen von Förderung – aus der Praxis der Regionalentwicklung und Sicht einer Neulandgewinnerin

Antonia Sipeer (Institut für Neue Industriekultur GmbH)
Stadt- und Regionalentwicklung in industriell geprägten Räumen: Projektbeispiele aus der Lausitz und Thüringen

Babette Scurell (Neuland gewinnen e.V.)
Gemeinschaftsorte schaffen – Regionalentwicklung anstoßen

11:00
Abschlussrunde

12:00
Selbstorganisierte Mittagspause

13:30 – 17:00
Führung durch Zeitz
– 13:30 ZEKIWA-Areal
– 15:00 Bescherer-Metallwarenfabrik / Drahtseilbahn Zeitz
– 16:30 Brikettfabrik Hermannschacht Zeitz



 

ÜBERNACHTUNG IN DER NUDELFABRIK

Buchung über symposium@graue-energie.de

70 € im Einzelzimmer, 90 € im Doppelzimmer

Rabatt für Studierende möglich