Das Atelier versteht sich als eine offene, interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft und Multiplikator zur Entwicklung neuer Ideen, Vernetzung und Anwendung erarbeiteter Konzepte des Institutes für Graue Energie.

Transformationsprozess
Ziel ist es, einen Transformationsprozess anzustoßen: bisher brachliegende „graue Energie“ kann durch ressourcenschonende »Wiederinnutzungnahme« aktiviert werden. Besondere Beachtung schenkt das Atelier großen Gebäuden und Brachflächen mit industrieller Vorprägung, die bisher als unbequem wahrgenommen und aus verschiedenen – meist wirtschaftlichen oder rechtlichen – Gründen nicht mehr genutzt wurden. Jenseits der urbanen Zentren lassen sich zahlreiche dieser mehr oder weniger vergessenen Gebäude finden, wobei der oftmals fehlende Entwicklungsdruck eine Vielzahl neuer Gestaltungs- und Nutzungskonzepte eröffnet. Grundlage dieses Transformationsprozesses ist ein neues Verständnis über den Bestand und die Strategie des radikalen Bestandserhalts. Das Erkennen und Sichtbarmachen von hier gebundener „grauer Energie“ soll durch technische, ökologische, wirtschaftliche, künstlerische und kulturelle Annäherung an bestehende Gebäude erreicht werden.
Ausgehend vom Sitz im Trichterraum des Reallabors Oßmannstedt soll sich das Atelier zu einem interdisziplinären Kollektiv entwickeln, dass die Erkenntnisse des Institutes für Graue Energie begleitet und als Multiplikator an weiteren Orten anwendet. Durch Veranstaltungen wie Ausstellungen und Workshops der Diskurs über den Ort hinaus anregt werden. Der Trichterraum wird zum öffentlichen Zentrum für kollaborative Raumentwicklung.
Kodex
1. Jedes Objekt ist als Einzelfall zu betrachten. Die genaue Erfassung von bestehenden Strukturen und das Verständnis über das Vorgefundene dienen als Grundlage jeder Intervention.
2. Bestehende Substanz ist grundsätzlich zu erhalten. Der Abbruch ist die ultima ratio. Falls dieser unvermeidlich erscheint, ist die Wiederverwendung des Materials dessen bloßer Wiederaufbereitung vorzuziehen. Anstatt neuer technologischer Systeme sind bestehende Systeme zu reparieren oder zu ertüchtigen.
3. Die Transformation eines brachliegenden Gebäudes richtet sich nach dem Bestehenden. Für einen nachhaltigen Umgang mit grauer Energie und zur Stärkung der Resilienz des Gebäudes gegenüber zukünftigen Nutzungen sind die nötigen Eingriffe langfristig adaptiv zu gestalten. Kleinstmögliche Eingriffe sind energieaufwendigen Transformationen vorzuziehen. Transformationen sollten im Sinne einer zirkulären Bauwirtschaft grundsätzlich reversibel sein.
4. Da Nutzungen kürzere Lebenszyklen als Gebautes haben, sind Nutzungen immer als Zwischennutzungen zu begreifen. Kleinere niedrigschwellige Nutzungen können als Keimzellen für weitere Nutzungen in großen Komplexen dienen. Eine großzügige und variable »Unternutzung« ist der optimierten und abgeschlossenen »Übernutzung« vorzuziehen.
Weiterführende Literatur
iserundschmidt. »Graue Energie – was ist das?«, 2010. Zugegriffen 30. Mai 2021. https://www.youtube.com/watch?v=c8yO39FhuC4.
Kasser, Ueli. Ökologische Bewertung mit Hilfe der grauen Energie. Schriftenreihe Umwelt. Bern: Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL), 1999.
Detail.de. »Neues Merkblatt zur Grauen Energie in Gebäuden«. Zugegriffen 30. Mai 2021. https://www.detail.de/artikel/neues-merkblatt-zur-grauen-energie-in-gebaeuden-1099/.
Seggewies, Johanna Katharina, und Annette Hillebrandt. »Recyclingpotenziale von Baustoffen«. In Atlas Recycling, herausgegeben von Annette Hillebrandt. Edition Detail. München: Detail Business Information GmbH, 2018.
Spreng, Daniel. Graue Energie. Zürich: vdf, Hochschulverlag an der ETH Zürich, 1995.
